Den Farbfilm vergessen
“Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael. Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön´s hier war”, sang Nina Hagen 1974 mit ihrer damaligen Band Automobil. Es war ihr größter Hit in der DDR und sie besang in dem Stück ihren Ferienaufenthalt auf der Ostseeinsel Hiddensee. Sie ist wütend, weil Micha den Farbfilm vergessen hat und nun die Schönheit Hiddensees nur in schwarz-weiß Bildern festgehalten wurde.
Dieses Problem haben wir natürlich heutzutage nicht mehr, denn mit nur einem Klick aus unseren digitalen Handy-Kameras können wir jegliche Farben einfangen und sogar mit beliebigen Filtern verschönern. Hiddensee hält unendlich viele Motive und Farben für begeisterte Fotografen bereit, denn ein Großteil der Insel besteht aus Naturschutzgebiet. Flora und Fauna können sich demnach frei entfalten und ihre volle Wirkung auf die Besucher ausüben.
Ankunft auf Hiddensee
Unsere Abfahrt erfolgt per Fähre mit der Reederei Hiddensee über den Hafen Schaprode auf der Insel Rügen. Genauso gut erreicht man Hiddensee jedoch vom Hafen aus in Stralsund. Im Sommer und zur Hochsaison empfiehlt es sich die Fähren im Voraus zu buchen, da viele Tagesgäste die Insel besuchen.
Bei Ankunft auf der Insel Hiddensee nimmt man sich einen Bollerwagen für sein Gepäck und läuft zu seiner Unterkunft, denn die Insel ist seit dem Jahr 1950 nahezu autofrei. Lediglich ein elektrischer Linienbus verkehrt auf der Insel sowie Fahrzeuge der Polizei, des Arztes und der Feuerwehr. Es können drei verschiedene Häfen angesteuert werden: Kloster, Vitte und Neuendorf. Zudem sind viele Kutscher mit ihren Pferdefuhrwerken unterwegs und bieten Rundfahrten an.
Unsere Unterkunft in Vitte
Wir hatten dank unseren Freunden eine Empfehlung für eine Ferienwohnung in Vitte erhalten. Auf dem Weg dorthin fühlten wir uns sogleich wie im Urlaub. Die Sonne schien, die Pferde grasten auf den endlos weiten Koppeln und wir schienen in Bullerbü angekommen zu sein. Die Ruhe und Gelassenheit stellten sich sofort ein, denn ohne Auto zieht die Welt wesentlich langsamer an einem vorbei.
Meine Gedanken drehten sich nicht mehr im Karussell, sondern zogen langsam wie die Wolken am Himmel vorbei. Ich fühlte mich bereits auf dem Hinweg zu unserer Ferienwohnung Südwind erholt, obwohl der Urlaub noch nicht einmal begonnen hatte. Wir liefen durch die Straßen und überall sah man die Dünen hinter den Häusern hervor blitzen. Wir konnten es kaum erwarten, Sand unter unseren Füßen zu spüren.
Unsere Ferienwohnung lag nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt und wir hatten unseren eigenen Strandkorb für die Zeit unseres Aufenthalts. Hier fühlten wir uns sofort wohl und packten unsere Koffer aus. Die Ferienwohnung war mit allem ausgestattet, was wir brauchten. Es gab eine Waschmaschine, eine Spülmaschine und eine wunderbare Spiel-und Leseecke im Dachgeschoss mit Blick auf die Dünen. Noch am Abend erkundeten wir den Strand mit dem wunderbar, feinen Sand und dem Blick auf die ruhige Ostsee.
Der Leuchtturm am Dornbusch
Am nächsten Tag erkundeten wir den Norden mit seinem Leuchtturm am Dornbusch und den holprigen Weg über die alten Straßenplatten. Es gibt auf Hiddensee an fast jeder Ecke einen Fahrradverleih und so konnten wir gleich morgens losfahren. Die Insel ist etwa 16,8 Kilometer lang, an der schmalsten Stelle etwa 250 Meter und an der breitesten etwa 3,7 Kilometer breit.
Auf dem Weg zum Leuchtturm kamen wir durch das kulturelle Zentrum Hiddensees, dem kleinen Hafenort Kloster. Hier findet man die sehenswerte Inselkirche und das Gerhard Hauptmann Haus, das der Autor als seine Sommerresidenz nutzte. Neben der schönen Buchhandlung gibt es viele Cafés und Restaurant zu entdecken. Kleine Läden und Galerien reihen sich im Schatten einer alten Allee aneinander und laden den Besucher ein, eine Auszeit zu nehmen.
Vom Leuchtturm aus kann man eine Steiltreppe zum Meer nehmen und findet hier gleichfalls viel Ruhe. Hier sammelten wir in Muscheln und weiteres Strandgut als Erinnerung für Zuhause. Nach dem Aufstieg bietet sich eine Einkehr im Gasthaus “Zum Klausner” an, das 70 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Auf dem Rückweg entdeckten wir den Pferdehof Fuhrmannshof in Kloster. Hier kann man einen Ausritt für zwanzig Euro die Stunde buchen. Der Ausritt am Dornbusch oder in die südliche Richtung nach Neuendorf durch die Heidelandschaft ist einfach wunderschön und absolut empfehlenswert.
In den nächsten Tagen erkundeten wir zusammen mit unseren Freunden die Insel. Wir picknickten am Strand, veranstalteten mit den Kindern ein Fußballturnier und grillten am Abend. Das Meer war niemals weit entfernt und mit den Fahrrädern ist man sofort in kürzester Zeit am gewünschten Ort.
Wir werden sicherlich bald zurückkehren. Denn welche Insel kann schon mit einem Seepferdchen in seinem Wappen glänzen? Zudem sieht die Insel aus der Vogelperspektive tatsächlich wie ein Seepferdchen aus. Wusstet Ihr, dass Seepferdchen ein Leben lang zusammen bleiben?
Ich weiß auf jeden Fall, dass ich Hiddensee in meinem Herzen trage und immer wieder zurückkehren werde…
Eure Isabelle
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