Chaos

Dankbarkeit spüren

Regenbogen

Manchmal gibt es Tage, da fühlen wir uns mies und schlecht gelaunt. Am liebsten würden wir die Decke über unseren Kopf ziehen, niemanden sehen und einfach nur schlafen. Es scheint als hätte sich die Welt gegen uns verschworen. Das Wetter ist trüb und die Sonne wagt sich nicht aus ihrem Versteck, die Kinder schlittern von einer Krankheit in die nächste und man selbst ist nur noch gestresst. Die Kleinen streiten, sind laut und werden zum Verstärker der eigenen Laune.

Doch genau in diesen Momenten sollten wir versuchen kurz innezuhalten. Stellen wir uns gedanklich auf einen Berg und betrachten unser Leben aus der Vogelperspektive. Natürlich wäre der Stress noch immer präsent, doch von oben sieht er schon viel kleiner aus. Wäre unser Leben ein Film würden wir die Zuschauer durch unsere oben beschriebenen Alltags-Szenen sicherlich nicht zu Tränen rühren.

Richten wir einmal unser inneres Auge als eine Art Kamera auf das Land Syrien. In Ost-Goutha sind erneut Kämpfe ausgebrochen und viele Menschen sind eingekesselt. Selbst der Glaube an Gott verspricht hier wenig Hoffnung. Unzählige Familien sind im siebten Kriegswinter in akuter Not und leiden unter der Kälte und dem andauernden Hunger. Vor allem sind Kinder die Leidtragenden, die am wenigsten für diesen Krieg können. Gewalt, Verlust und Vertreibung stehen auf der Tagesordnung. Die Jüngsten haben noch nie erfahren, was es bedeutet in Zeiten des Friedens zu leben. Der Krieg ist für sie Alltag und die Hoffnung auf das Weiterleben stirbt zuletzt.

Die Kamera schwenkt weiter zu einer Familie, die auf ihr Kind wartet und zermürbende Stunden durch stetes Umherlaufen bezwingt. Das Mädchen liegt im OP und durchläuft eine mehrstündige Herzchirurgie. Leider ist der Ausgang ungewiss und sie fühlen sich machtlos und verlassen. Sie würden alles dafür geben, dass ihr Kind wieder gesund wird. Es dürfte endlos viele Tobsuchtsanfällen bekommen und so laut mit den Geschwistern streiten bis die Nachbarn klingeln. Hauptsache es wird weiterleben.

Pusteblumen

Die letzte Kameraeinstellung. Ein Junge lebt mit seinen Eltern in Deutschland. Beide sind arbeitslos und haben keinerlei Perspektive. Aus Verzweiflung und Sucht schlagen sie sich gegenseitig. Das Kind steht zwischen ihnen und gilt als Störfaktor. Die Seele dieses kleinen Menschen liegt in der Ecke als kleines Häufchen Elend. In Deutschland gibt es sie genauso: die große Not, die nichts mit einem Krieg gemein hat und trotzdem nichts an seelischer Grausamkeit auslässt.

Diese Gedanken könnte ein jeder von uns endlos fortführen und wir alle wissen, wie sich das große Leid von unseren kleinen Alltagssorgen unterscheidet. Wir kennen die Filme, Dokumentationen und Reportagen, die uns entgegen flimmern und verstummen lassen. Wir schämen uns für all das Leid der Welt, dem wir nur wenig entgegen setzen können. Dennoch sind wir nicht machtlos. Wir können Dankbarkeit für unser Leben spüren und versuchen gute und ehrliche Menschen zu sein. Vielleicht nicht jeden Tag, aber jeden Tag ein bisschen mehr.

Wir können im Großen und im Kleinen helfen. Wir können ehrenamtlich tätig werden, unseren alten Nachbarn behilflich sein und fragen, ob jemand Hilfe braucht. Dazu gehört natürlich auch die Gabe selbst Hilfe annehmen zu können. Denn wenn niemand Hilfe annimmt, kann auch niemand helfen. Wir können Dankbarkeit erlernen und unseren Kindern zeigen, dass es andere Länder und Kulturen gibt, die mit weitaus weniger materiellen Dingen zurecht kommen. Wir können versuchen unseren Konsum einzuschränken und unser tägliches Essen und Trinken wertzuschätzen. Denn Essen ist nicht selbstverständlich.

Wir können versuchen dankbar für unser Leben und unsere Gesundheit zu sein. Dankbar für unseren Partner und unsere Liebe. Oftmals muss man gar nicht nach einer neuen Beziehung suchen, sondern das Bestehende pflegen und neu beleben. Neue Fragen an den Partner stellen oder neugierig auf die Gefühle des anderen sein. Einfach zuhören ohne selbst zu reden und umarmen ohne selbst etwas einzufordern.

Pusteblume

Wir können versuchen mehr Zeit für unsere Kinder aufzubringen, um ihnen Werte zu vermitteln. Ein Buch mit ihnen lesen und über Menschen sprechen, die anders sind als wir. Beispielsweise Kinder, die eine Lernschwäche haben, dicker oder dünner als andere sind, anders aussehen und sich fremdartig benehmen. Wir sollten den Versuch wagen und aus unseren Kindern bessere Menschen machen. Menschen, die sich eines Tages gegen Krieg, Gewalt und Vergewaltigung aussprechen. Kinder, die stolz und mutig sind und ihr Wort erheben gegen andere Menschen, die Unrecht sprechen oder tun.

Wir sollten unsere Kinder ermutigen anderen Kindern zu helfen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und lässt sie wachsen. Wir sollten unsere Kinder darauf hinweisen, dass sie andere Kinder in ihr Spiel einbinden, wenn diese am Rand stehen. Als Eltern sollten wir versuchen jeden Tag so gut wie möglich zu leben. Wir sollten daran denken, dass unser Alltag ihre Kindheit ist. Nutzen wir die Zeit so lange wir gesund und am Leben sind. Wer weiss, was morgen geschieht.

Versuche Dich jetzt hinzusetzen und Dir fünf positive Gedanken zu machen, die Dich durch den Tag tragen. Lobe Dein Kind heute Abend für etwas, was es besonders gut gemacht hat. Schenke jemand ein ernst gemeintes Kompliment. Biete jemandem Deine Hilfe an.

Wiederhole das Ganze morgen noch einmal.

Kleinkind

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