Zwischen dem Soll- und Ist-Zustand liegen oft Welten. Die grosse Kluft ist uns als Eltern längst bekannt. So sollen es besonders schöne Momente werden, wenn wir mit den Kinder Plätzchen backen, eine Burg aus Pappkartons basteln oder einen Schneemann bauen.
Doch die Plätzchen werden nicht zu filigranen Engeln, sondern zerfließen im Ofen, weil wir zu viel Butter verwendet haben. Die Burg aus Pappe zerfällt jedesmal, wenn man dagegen stößt und selbst Massen an Sekunden- und Heisskleber können das Werk nicht retten. Wir sind mal wieder enttäuscht, weil wir uns das Ergebnis viel schöner ausgemalt haben und unser Werk nicht das hält, was unsere Fantasie zuvor versprochen hat.
Genauso erging es uns mit dem ersten Schneemann in diesem Jahr. Euphorisch stürmten wir in den Garten. Unser Schneemann sollte mindestens genauso schön und groß wie Olaf werden und so zauberhaft lachen. Uns stand ein wahres Wintermärchen bevor und wir waren bereit alles zu geben.
Doch von meinem Wunschdenken blieb ein kleines Häufchen Etwas übrig, das keinesfalls meiner Vorstellung entsprach. Unser Schneemann war ein kleines, armseliges Würstchen aus Eis und konnte im Vergleich zu Olaf nicht mal als kleiner Bruder durchgehen. Selbst die Karotte und die Steinen wollten nicht im Schnee stecken bleiben und drohten immer wieder rauszufallen. Ich war genervt und wütend, dass es nicht so klappte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich wollte wie immer alles perfekt machen.
Darüber vergass ich ganz, dass meine Enttäuschung auf die Kinder abfärbte, die das Ganze viel positiver sahen. Für sie war das kleine Häufchen Etwas ein Babyschneemann mit Engelsflügeln. Er wurde jeden Morgen beim Frühstücken aus dem Fenster begutachtet und freudig begrüsst. Mittlerweile ist er natürlich geschmolzen und die Karotte liegt als einziges Überbleibsel am Boden. Diese Vergänglichkeit zeigte mir wieder einmal, dass es nicht so wichtig ist, wie perfekt unsere Werke sind, sondern ob sie uns beim Erschaffen Freude bereitet haben.
Es ist die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, die uns im Gedächtnis bleibt und unsere Herzen erwärmt. Das Ergebnis ist dabei relativ. Der Weg dorthin ist das Ziel und insbesondere die Zeit zusammen. Ich versuche im neuen Jahr etwas weniger ehrgeizig an meine Ziele zu gelangen und vor allem den Weg dorthin zu geniessen. Vielleicht schaffe ich es sogar über meine Unzulänglichkeiten zu lachen und die schiefe Sandburg oder den buckligen Schneemann besonders gern zu mögen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch noch viel Schnee zum Schneemannbauen und gutes Gelingen. Doch denkt daran: der Weg ist das Ziel!
Schreibe einen Kommentar