Lübbenau im Spreewald
Die letzte Station unserer Reise war der Spreewald im Südosten des Bundeslandes Brandenburg. Wir haben in Lübbenau einen sehr schönen Campingplatz für drei Nächte gefunden. Gleich hinter dem Schloss liegt ein kleines, verstecktes Naturparadies, welches von Flussläufen umspielt wird. Seine Lage am Hauptfließ ermöglicht den direkten Bootseinsatz. Ein Labyrinth von circa 150 Fließen mit etwa 450 km Wasserwanderwegen führt durch das Biosphärenreservat Spreewald.
Mit dem Kahn und dem Kajak unterwegs
Von unserem Campingplatz aus buchten wir eine dreistündige Kahnfahrt. Unser Fährmann “stakte” uns durch die unzähligen Fließen der Spree. Mit einer Art “Stocherstange” (Stakholz) wird das Boot durch die Flussläufe gestossen. Da der Wasserspiegel überall sehr niedrig ist, kann man sich auf diese Weise sehr gut fortbewegen. Das ruhige Staken durch die wunderbare Natur ist unglaublich beruhigend und sehr entspannend.
Nachdem wir die Schleuse am kleinen Hafen von Lübbenau durchquert hatten, gelangten wir zu einem Gurken-Verkaufsstand. Vom Boot aus konnten wir verschiedene Gurkensorten probieren und für die Kinder ein Eis kaufen. Viele der kleinen Häuser direkt an den stillen Kanälen werden als Ferienhäuser vermietet.
Mittags legten wir am Bootsanleger im Gasthof Oppott an und genossen ein sehr gutes Essen. Aus der spreewälder Küche sind Quark mit Kartoffel und Leinöl wohl das bekannteste Gericht. Doch auch Fisch in Spreewaldsoße, Rindfleisch mit Meerrettichsoße oder Schmorgurken sind im Spreewald ein beliebtes Essen.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine zweistündige Fahrt mit dem Kajak. Die Kinder bekamen Schwimmwesten ausgeliehen und wurden gleichfalls wie die Erwachsenen mit einem Paddel ausgestattet. Dieses Erlebnis war natürlich für die Kinder weitaus spannender als die ruhig Kahnfahrt. Wir veranstalteten Wettrennen und spielten Indianer auf Kajak-Tour. Aus nächster Nähe konnten wir sogar eine Biberratte (Nutria) beobachten, die sich in aller Seelenruhe putzte.
Spreewald – Zurück zum Ich
Auf der offiziellen Tourismusseite wird mit dem Slogan “Spreewald – Zurück zum Ich” geworben. Meiner Meinung nach trifft diese Aussage voll und ganz zu, obwohl der Slogan “Zurück zum Wir” unsere Reise mit drei Kindern im Gepäck treffender beschreiben würde. Dennoch konnten wir im Spreewald viel Ruhe und Erholung finden. Inmitten der Natur und auf stillen Gewässern konnten wir die Seele baumeln lassen.
Wir haben alle Sehenswürdigkeiten entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad, Kahn oder Kajak erreicht. Dabei hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter und es waren wenig Touristen und noch weniger Mücken unterwegs. Wahrscheinlich ist der Frühling und Herbst die beste Reisezeit für den Spreewald. Wobei es im Winter aebenfalls zauberhaft sein soll, denn dann kann man bei zugefrorenen Flüssen den Spreewald mit Schlittschuhen und Schlitten erkunden.
Das stelle ich mir persönlich auch sehr schön und romantisch vor.
Kultur im Spreewald
Im 6. Jahrhundert wurde der Spreewald von slawischen Volksstämmen (Sorben/Wenden) besiedelt. Mit ihnen kamen allerhand Traditionen und Bräuche, die bis heute untrennbar mit der Region verbunden und ein fester Bestandteil im Alltag der Menschen sind. Auch die zahlreichen Osterbräuche der Region sind auf die Sorben zurückzuführen.
Beim Verzieren der Ostereier wurden von den Sorben/Wenden typische Ornamente und Techniken entwickelt. Mit der Wachs- und Kratztechnik, dem Ätzen und Bossieren entstehen bunte Kunstwerke, die Osternester schmücken. Dabei werden den bunten Ornamenten verschiedene Bedeutungen zugesprochen. So geben z.B. die Wolfszähne (Dreiecke) Kraft und Schutz vor dem Bösen.
Das Freilandmuseum Lehde
Im ältesten Freilandmuseum Brandenburgs entdecken Museumsbesucher das Leben im Spreewald des 19. Jahrhunderts. Die Mitarbeiter des Museums begrüßen ihre Gäste in traditioneller Spreewälder Kleidung und nehmen sie mit in die vier historischen Bauernhöfe, die aus verschiedenen Regionen des Spreewalds stammen.
Hier blickt man in original eingerichtete Bauernhäuser, entdeckt ein Familienbett, in dem wirklich die ganze Familie Platz fand, erfährt spannende Details über historisches Handwerk und schaut in der ältesten Kahnbauerei des Spreewalds vorbei.
An den Erlebnisplätzen im Freilandmuseum kann die ganze Familie altmodische Pflichten ausprobieren, die früher zum Alltag der Spreewaldbewohner gehörten. Am Waschplatz werden mit Seife und Waschbrett die Tücher wieder weiß und im Kuhstall können sich Kinder am Melken einer Milchkuh versuchen.
Springseil und Stelzen machten schon vor 100 Jahren Spaß und das gemütliche Heubett lädt zum Träumen ein. Auch das Laufen in Holzpantinen muss gelernt sein.
Die Gaststätte Wotschosfka
Eines der ältesten, tief im Spreewald gelegenen Ausflugslokale ist die Wotschosfka. Der Name stammt vom wendischen “wotso” (Erle) und bedeutet soviel wie Erleninsel. Sie ist eine hochwassersichere Erhebung im inneren des Spreewaldes.
Im Jahre 1894 wurde von der Stadt Lübbenau die Gaststätte Wotschofska errichtet, die bis 1911 ausschließlich über den Wasserweg erreichbar war. Schnell entwickelte sich das Gasthaus aufgrund seiner reizvollen Lage mitten im Hochwald des Spreewaldes und seiner Gastronomie zu einem beliebten Ausflugsziel.
Wir sind dorthin von unserem Campingplatz aus mit den Fahrrädern gelangt, was jedoch durch die vielen Brücken etwas beschwerlich war. Dennoch hat sich der Weg entlang den Birkenhainen und ruhigen Fließen mehr als gelohnt.
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